Rheda, St. Clemens

Orgel von Fischer + Krämer (Endingen), 1984.


Bildersammlung Gabriel Isenberg (Quelle unbekannt)
Bildersammlung Gabriel Isenberg (Quelle unbekannt)

Für die 1841 errichtete St.-Clemens-Kirche in Rheda (die einen kleinen Vorgängerbau von 1807 ersetzte) kaufte die katholische Gemeinde 1851 eine gebrauchte Orgel aus der Franziskanerkirche in Wiedenrbrück an; sie war dort vermutlich um 1846 durch den Bielefelder Orgelbauer Hans Henrich Reinking erbaut (und evtl. vor 1677 durch Hinrich Klausing verändert) worden. Das einmanualige Instrument wurde in Rheda von dem Orgelbauer und Franziskanerbruder Paschalis Gratze 1852 aufgestellt und 1886 durch die Orgelbauer Speith (Rietberg) auf zwei Manuale und 18 Register erweitert.

Mit dem Bau der neuromanischen St.-Clemens-Basilika (nach Plänen des Architekten Ludwig Becker) 1910/11 übertrug Johannes Speith die alte Orgel in die neue Kirche. Bei einem Erweiterungs-Umbau 1961 durch die Fa. W. F. Stegefhoff (Paderborn) wurde die Orgel um ein Rückpositiv erweitert und erheblich verändert. Sie hatte nun 29 Register auf drei Manualen und Pedal. Das Instrument konnte aber auf Dauer nicht zufriedenstellen.

Die heutige, in Anlehnung an barocke Vorbilder gestaltete Orgel wurde 1984 auf Initiative des Dekanatskirchenmusikers Christoph Grohmann durch die Firma Fischer+Krämer aus Endingen erbaut. Dabei fand das alte Hauptgehäuse, das noch auf den Orgelbau von Hinrich Klausing in der Franziskanerkirche Wiedenbrück zurückzuführen ist, als Rückpositiv Wiederverwendung.

Der klangliche Aufbau orientiert sich am Stil der französischen Symphonik, was sich auch in der Gestaltung des Spieltischs in Anlehung an Vorbilder Aristide Cavaillé-Colls widerspiegelt. Dennoch ist auch der Typus der zweimanualigen Silbermann-Orgel als Grundstock der Disposition von Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal zugrundegelegt. Sowohl das durch die Farbgestaltung optisch geschickt in das Hauptgehäuse integrierte Schwellwerk als auch das Rückpositiv (mit Ausnahme des Prospektregisters Praestant) sind schwellbar; zur besseren Klangkontrolle durch den Spieler öffnet sich das Rückpositiv durch kleine waagerecht liegende Klappen auch nach hinten. Einige Register wurden aus der Vorgängerorgel wiederverwendet, darunter der aus dem 19. Jahrhundert stammende Bourdon 16' im Schwellwerk sowie weitere Register von 1961. Das Register Tuba 8' nach englischer Bauart ist im Hauptwerksgehäuse untergebracht, kann aber auch vom I. Manual und Pedal aus angespielt werden. Das Glockenspiel (cº-d³) im Untergehäuse ist mit Anschlagsdynamik ausgestattet.

Zu einem späteren Zeitpunkt wurde der ursprüngliche Setzer mit 32 General- und 6 Werkskombinationen durch einen modernen elektronischen Setzer ersetzt.

I. RÜCKPOSITIV (SW) | C–a³

Rohrgedeckt 8'

Gambe 8'

Praestant 4' [nicht SW]

Rohrflöte 4'

Nasard 2 2/3'

Gemshorn 2'

Terz 1 3/5'

Larigot 1 1/3'

Sifflet 1'

Mixtur 3f. [1']

Cromorne 8'

Tuba 8' [Transm.]

Tremulant

Koppel III–I

II. HAUPTWERK | C–a³

Bourdon 16'

Principal 8'

Flûte harmonique 8'

Gedeckt 8'

Octave 4'

Waldflöte 4'

Quinte 2 2/3'

Octave 2'

Cornet 3–5f. 2 2/3'

Mixtur 4f. [1 1/3']

Scharff 3f. [2/3']

Trompete 8'

Tuba 8'

Tremulant

Glockensipel [cº–d³]

Koppel I–II

Koppel III–II

III. SCHWELLWERK | C–a³

Bourdon 16'

Principal-Violon 8'

Cor de nuit 8'

Salicional 8'

Voix céleste 8' [ab cº]

Octave 4'

Flûte à fuseau 4'

Cornet d'echo 3f. [2 2/3']

Flageolet 2'

Fourniture 5f. [2']

Basson 16'

Trompette harmonique 8'

Hautbois 8'

Voix humaine 8'

Clairon 4'

Tremulant

PEDAL | C–g¹

Untersatz 32'

Principal 16'

Subbaß 16'

Octave 8'

Gemshorn 8'

Octave 4'

Hintersatz 4f. 2 2/3'

Bombarde 32'

Posaune 16'

Trompete 8'

Tuba 8' [Transm.]

Chalumeau 4'

Koppel III–P

Koppel II–P

Koppel I–P

Koppel III–P 4'


Elektronische Setzeranlage mit Sequenzern, abschließbar, Tutti, Registercrescendo, Appels für alle Werke, Geschwindigkeitsregler für Tremulant SW.

Schleiflade, Spieltraktur mechanisch, Registertraktur und Koppeln elektrisch.

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33378 Rheda-Wiedenbrück | Wilhelmstraße 39


Quellen und Literatur: Rudolf Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel u. a. 1965, S. 227 f ⋄ Christoph Grohmann, Die neue Fischer-und-Krämer-Orgel der St.-Clemens-Kirche in Rheda-Wiedenbrück, in: Ars Organi 33 (1985), Heft 2, S. 106–111 ⋄ Orgelbau Fischer+Krämer.

 

Nr. 112 | Diese Orgel habe ich am 28.10.2000 im Rahmen der 14. Rhedaer Orgeltage gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg, 24.04.2023.