Glandorf, St. Johannis

Orgel von Joachim Kreienbrink (Osnabrück), 1997,

unter Verwendung von Gehäuse und Pfeifenwerk der Orgel von Vorenweg/Kersting (Münster), 1827/29.


© Gabriel Isenberg, 13.09.2021
© Gabriel Isenberg, 13.09.2021

In der um 1500 erbauten spätgotischen Kirche in Glandorf ist für das Jahr 1529 bereits der Einbau einer Orgel nachgewiesen, die 1566 vermutlich auch in die neue Kirche übernommen wurde. Kirche und Orgel wurden am 6. Mai 1636 durch einen Brand komplett zerstört, als schwedische Soldaten die Kirche im Zuge des Dreißigjährigen Krieges anzündeten.

In der wiederhergestellten Kirche errichtete Heinrich Duppen aus Brilon zusammen mit einem Orgelmacher Jung 1659 zum Preis von 300 Reichsthalern eine neue Orgel. Sie hatte ihren Standort leicht erhöht auf der rechten Seite des Chorraums.

1820 wurde die Kirche zu einer großen Saalkirche im klassizistischen Stil erweitert. Hier sollte eine neue Orgel auf der Empore im Westwerk errichtet werden: Das Instrument baute die renommierte Werkstatt von Caspar Melchior Vorenweg und Johann Kersting in Münster in den Jahren 1827–29, es erhielt 19 Register auf zwei Manualen und Pedal. Das Gehäuse fertigte der Tischlermeister Erpenbeck aus Glandorf für 175 Reichsthaler. Nachdem sich über längere Zeit Streitigkeiten um Zuständigkeiten und gutachterliche Begleitung hingezogen hatten, konnte das fertige Instrument am 30. Juli 1829 abgenommen werden.

Die Orgel wurde 1906 durch Rudolf Haupt (Osnabrück) auf 23 Register erweitert. Ein weiterer Umbau erfolgte 1926 durch Ludwig Fleiter aus Münster, wobei das Gehäuse geteilt wurde, so dass das erneuerte Fenster („Jakobs Traum von der Himmelsleiter“) hinter der Orgel sichtbar wurde. 1959 baute Matthias Kreienbrink (Osnabrück) die Orgel erneut um, lieferte einen neuen Spieltisch und elektrifizierte die Trakturen. Wiederum führte die Fa. Speith Orgelbau aus Rietberg 1980 eine Renovierung und Wiederherstellung durch.

Die heutige Orgel ist ein technischer Neubau der Fa. Joachim Kreienbrink (Osnabrück) aus dem Jahr 1996/97, der unter Verwendung des historischen Gehäuses und der noch vorhandenen Register von Vorenweg/Kersting von 1827/29 durchgeführt wurde. In Anlehnung an den Ursprungszustand wurde die Spielanlage wieder seitlich angebaut und befindet sich nun an der Innenseite des linken Gehäuseteils. Statt der vorhandenen Kegelladen baute man nun wieder Schleifladen. Aus der Orgel von Vorenweg/Kersting sind außer dem Gehäuse noch acht Register original erhalten, weitere fünf Register stammen aus dem Jahr 1906. Zusammen mit der hervorragenden Kirchenakustik präsentiert sich die Glandorfer Orgel als ein klanglich vielseitiges und ansprechendes Instrument.

2018 erfolgte eine Reinigung, Schimmelbehandlung und Generalüberholung durch die Klavier- & Orgel-Manufaktur Stefan Peters (Glandorf).

I. HAUPTWERK | C–g³

Bordun 16'

Prinzipal 8'

Flöte 8'

Oktave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 2 2/3'

Oktave 2'

Mixtur 4f. (1 1/3')

Trompete 8'

Tremulant

Koppel II–I

II. SCHWELLWERK | C–g³

Gambe 8'

Schwebung 8'

Gedackt 8'

Prinzipal 4'

Flöte 4'

Quinte 2 2/3'

Nachthorn 2'

Terz 1 3/5'

Scharff 3f. (1')

Basson 16'

Dulcian 8'

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Violon 16'

Subbaß 16'

Oktave 8'

Gedackt 8'

Choralbaß 4'

Posaune 16'

Koppel II–P

Koppel I–P


Setzeranlage (2x8x8) mit Sequenzern, Tutti und Nulltastern, Koppeln auch als Fußpistons.

Schleiflade mit mechanischer Spieltraktur und elektrischer Registertraktur.

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D-49219 Glandorf | An der Kirche 4


Quellen und Literatur: www.kultourgut-glandorf.de/die-kirchenorgel-von-st-johannis-zu-glandorf ⋄ Johannes Underbrink, Die Orgel in der St. Johannis-Kirche Glandorf, Festschrift zur Orgelweihe 1980 und Festschrift zur Orgelweihe 1997 ⋄ Klavier- & Orgel-Manufaktur Stefan Peters, Glandorf ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 601 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 13.09.2021 im Rahmen einer Konzertvorbereitung gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 18.09.2021.