Sanzeno

Basilika dei Santi Martiri Anauniesi

Frazione Sanzeno • I-38010 Sanzeno (TN)


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Kirche

Die Kirche von Sanzeno – 1973 vom Vatikan zur Basilika erhoben – ist eine der wichtigsten und ältesten religiösen Stätten des Trient und des gesamten Tals Val di Non. Als die Heiligen Märtyrer aus Anaunia 397 n. Chr. versuchten, das Tal zu evangelisieren, wurden sie hier ermordet. Auch der Heilige Romedio (7./8. Jahrhundert) fand hier sein Exil.

Der Bau der Basilika – den drei Märtyrern Sisinio, Martirio und Alessandro geweiht – wurde im Jahre 1480 durch den Bischof von Trient, Giovanni Hinderbach, begonnen und von seinen Nachfolgern, Udalrico di Frundsberg und Cristoforo Madruzzo, 1542 abgeschlossen. Die Kirche im Gotik/Renaissance-Stil entstand auf den Überresten eines heidnischen Saturntempels. Die Einrichtung ist gotisch und barock.

Orgel

Der erste Hinweis auf die Existenz einer Orgel in der Kirche zu Sanzeno ist eine Zahlung an den Organisten im Jahre 1673. Es ist denkbar, dass zu dieser Zeit nur ein tragbares Positiv in der Kirche genutzt wurde. Aus der Folgezeit fehlen Informationen über eine Orgel, erst 1756 wurde die heutige Empore über dem Haupteingang eingezogen. Drei Jahre später (1759) stellte Giuseppe Weiss (Waiz) aus Senale dort eine gebrauchte Orgel auf. Nur kurze Zeit konnte das Instrument zufriedenstellen: schon 1792 musste es durch einen Neubau ersetzt werden. Für den Neubau wählte man den renommierten Orgelbauer Innocenzo Cavazzani (Avio) aus. Seine Arbeit ist auch in einem Chronogramm im Orgelprospekt belegt: „SANCTIS / IN ECCLESIA PATRONIS / EGREGIVM HIC OPVS / POSVIT / ILLVSTRIS INNOCENTIVS / CAVAZZANI“.

Da für das 19. Jahrhundert keine Archivalien zu der Orgel überliefert sind, können nur einige Schlussfolgerungen aus dem Bestand selber gezogen werden, inwiefern Veränderungen in diesem Jahrhundert vorgenommen wurden. Zwei kleinere Instandsetzungsarbeiten sind für die Jahre 1803 und 1805 belegt. Der nächste bekannte Hinweis betrifft eine Reparatur unbekannten Umfangs im Jahr 1940. Vermutlich wurde in diesem Jahr das originale Cornetto durch die Flauto traverso ersetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Orgel durch die Firma Mascioni (Cuvio) ein elektrisches Gebläse. 1972 führte Alfredo Piccinelli (Padova) eine Restaurierung des Instrumentes durch, bei der Ursprungszustand wiederhergestellt wurde.

Das für den traditionellen italienischen Orgelbau ungewöhnliche Gehäuse ist um das Westfenster herum mit zwei höheren Außentürmen angeordnet. Oberhalb der mittig in die Orgelfront integrierten Spielanlage steht – quasi in Form eines Brustwerks mit Flügeltüren verschließbar – die Diskant-Oboe (in singulärer Bauweise mit drei aufeinandergesetzten konischen Messingzylindern). Die Tromboncini bassi (12 oben gekröpfte Pfeifen C, D, E, F, G, A, B, H, cisº, disº, fisº, gisº) stehen hinter einer Klappe links neben der Spielanlage. Die beiden Hebel zum Einschalten dieser Zungenstimmen sind links und rechts oberhalb der Manualklaviatur angebracht. Alle übrigen Registerzüge befinden sich rechts in niedriger Höhe neben der Spielanlage. Rechts neben der Pedalklaviatur sind die zwei Tritte für Tiratutti angebracht (zum Ein- und Ausschalten). Das Tiratutti kann ebenfalls durch eine Handkurbel oberhalb der Registerzüge bedient werden.

Die Trakturen sind vollmechanisch mit hängender Manualtraktur. Die große Oktave im Manual ist kurz (ohne Cis, Dis, Fis und Gis) gebaut. Die Bass/Diskant-Teilung liegt bei d¹/dis¹. Die Pedalklaviatur umfasst die Tasten C bis aº, wobei die letzte den tamburo (die Trommel) bedient; nur die Tasten C bis H sind mit Pedalpfeifen besetzt. Die beiden Züge „Controbassi“ und „Ottava de Controbassi“ werden durch einen Gabelmechanismus immer beide zusammen gezogen. Auf den Tönen C, D, E, F, G, A, B und H erklingen dann jeweils 16’, 8’ und 51/3’ gemeinsam; auf den Tönen Cis, Dis, Fis und Gis nur 16’. Außerdem ist das Pedal ständig ans Manual gekoppelt.

Die große Balanlage befindet sich links neben der Orgel; sie kann auch per Hand bedient werden. Der Winddruck liegt bei 56 mmWS.

Disposition

Ripieno                        C/E – d³

Concertino, pedali    C/E – d³

Accessori

Principal Basso

Principal Soprano

Ottava

Quinta decima

Decima nona [rep. fis¹]

Vigesima seconda [rep. b¹, b²]

Vigesima sesta [rep. fis0, fis¹]

Vigesima nona [rep. b0, b¹]

Trigesima terza [rep. Fis; bis d¹]

Trigesima sesta [rep. B; bis a0]

Voce uman [ab d¹]

Corneto primo [2f. 4’ 22/3’]

Corneta [13/5’]

Flauto ottava basso

Flauto ottava soprano

Flauto in qvinta

Flausolè [2’]

Trombe pedali

Controbassi

Ottave de controbassi

[Quinta de Controbassi]

 

Tromboncini bassi

Soprani oboè

Tiratutti

Tamburo [klingend D, Ds, Gs, c, cs, fs]

 

Pedal C – H (– gis0)

feste Koppel ans Manual

Bildergalerie

Literatur

Tarcisio Chini und Luigi Celeghin, Innocenzo Cavazzani e l’organo del Santuario dei SS. Martiri Anauniesi, in: Studi trentini di scienze storiche Bd. 51, 1972, S. 179-203

© Gabriel Isenberg, 2010 / 2011