Altendorf, St. Mariä Himmelfahrt (»Altendorfer Dom«)

Orgel von Johannes Klais Orgelbau (Bonn), 1966.


Bildquelle: Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt, August 2017
Bildquelle: Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt, August 2017

Das ehemalige sog. Essener Dreibauernschaftsquartier mit Altendorf, Frohnhausen und Holsterhausen hatte durch die Expansion der Kruppwerke im Zuge der Industrialisierung stark an Größe gewonnen, so dass die Gründung einer neuen Pfarrei mit einer eigenen Kirche notwendig geworden war. Die 1872/73 errichtete Altendorfer Notkirche wurde zwanzig Jahre später durch den Bau der großen St.-Mariä-Himmelfahrt-Kirche abgelöst, im neugotischen Stil entworfen von dem Straßburger Dombaumeister Franz Schmitz. Nach einjähriger Bauzeit war der Bau 1892 fertiggestellt, 1897 folgte die feierliche Konsekration. Aufgrund ihrer monumentalen Ausmaße – sie fasste über 3000 Menschen! – trug die Kirche auch den Beinamen „Altendorfer Dom“.

In der Notkirche war zunächst ein Harmonium verwendet worden, später schaffte man eine mechanische Schleifladenorgel mit 11 Registern auf zwei Manualen und Pedal an. Diese wurde 1892 in die neue Kirche übertragen, konnte den großen Kirchenraum aber klanglich nicht ausfüllen. Später fand sie (nachdem sie einige Jahre in einer Scheune zwischengelagert worden war) noch einige Jahre in der 1907 neu erbauten St.-Anna-Kirche in Altendorf Verwendung.

1903 erhielt die Kirche eine große Orgel mit 45 Registern und pneumatischen Trakturen aus der Orgelbauanstalt Franz Breil in Dorsten. Der neugotische Prospekt, gefertigt von dem Bildhauer Ferdinand Hachenberg aus Mülheim, umrahmte die (von außen hinter Arkadenbögen verborgene) große Fensterrosette zwischen den beiden Türmen der Westfassade.

Beim Luftangriff am 26. Juli 1943 wurden Kirche und Orgel zerstört. Der Wiederaufbau der Kirche war 1952 in einfacheren Formen abgeschlossen, zur musikalischen Begleitung der Gottesdienste musste man sich aber noch über zehn Jahre mit einem Harmonium begnügen.

Der lang ersehnte Einbau der Orgel erfolgte 1966, verbunden mit Umgestaltungsmaßnahmen im Altarraum, die sich an der veränderten Liturgie im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils orientierten. Daher wurde die Orgel auch nicht auf einer Empore, sondern in unmittelbarer Nähe des Altares aufgestellt – eine Entscheidung, die nicht ohne Kritik seitens der bischöflichen Behörde ablief. Die Orgel steht sozusagen als großer Raumteiler zwischen dem großen Kirchenraum und der dahinterliegenden Marienkapelle. In die Kapelle dringt der Orgelklang durch Öffnungen in der Rückwand des Instruments.

Das Opus 1333 der Fa. Johannes Klais Orgelbau (Bonn) wurde am 1. Adventssonntag, den 27. November 1966 eingeweiht; an der Orgel spielte der Essener Domorganist Heino Schubert. Die 27 Register (mit 1907 Pfeifen) sind auf zwei Manuale und Pedal verteilt und wurden von Josef Luthen intoniert.

Der Spieltisch ist frontal ins Untergehäuse der Orgel eingebaut (seit 1992 durch eine Paravent-artige Stellwand optisch vom Kirchenraum getrennt); die für Klais typischen Registerwippen befinden sich in einer Reihe über dem oberen Manual.

Der Klang der Orgel ist für die Erbauungszeit typisch neobarock, füllt den großen Raum aber (auch dank der guten Akustik) ausreichend.

I. HAUPTWERK | C–g³

Pommer 16'

Principal 8'

Rohrflöte 8'

Octav 4'

Blockflöte 4'

Nasard 2 2/3'

Superoctav 2'

Mixtur 5f.

Trompete 8'

Clairon 4'

Koppel II–I

II. POSITIV | C–g³

Holzgedackt 8'

Quintade 8'

Principal 4'

Spillpfeife 4'

Gemshorn 2'

Larigot 1 1/3'

Sesquialter 2–3f.

Scharff 4f.

Vox humana 8'

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Principal 16'

Subbass 16'

Octav 8'

Koppelflöte 8'

Choralflöte 4'

Nachthorn 2'

Rauschwerk 4f.

Fagott 16'

Koppel II–P

Koppel I–P


Zwei freie Kombinationen, Tutti, Einzelabsteller (für die Zungen).

Schleiflade, mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur.

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D-45143 Essen-Altendorf | Helenenstraße 7


Quellen und Literatur: Pfarrarchiv St. Mariä Himmelfahrt Altendorf, Orgelakten/Pfarrchronik ⋄ Vom Werden und Wachsen einer Pfarrgemeinde. Festschrift der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä-Himmelfahrt in Essen-Altendorf zum 50-jährigen Bestehen als Pfarre, Recklinghausen 1939, S. 41 f ⋄ Orgelmeldebogen 1944 ⋄ Werbeblatt der Orgelbauanstalt Breil (Dorsten) ⋄ Gustav K. Ommer, Neue Orgeln im Ruhrgebiet, Duisburg 1984, S. 138 ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 66 | Diese Orgel habe ich am 11.08.1999 im Ramen meiner ersten Ruhrgebiets-Orgeltour gespielt; die Geschichte der Orgeln in St. Mariä Himmelfahrt ist auch ein Stück Familiengeschichte, da mein Urgroßvater lange Jahre als Hilfsküster und Organist an der Breil-Orgel im „Altendorfer Dom“ tätig war.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 20.09.2023.